Kinder in Deutschland vs. Kinder in Taiwan

Als ich schwanger war, bekam ich viele Ratschläge von meiner Mutter in Taiwan. Sie sagte, ich dürfe keinen intensiven Sport machen, keine schweren Dinge tragen und mich gut ernähren. Diese Ratschläge ähneln denen, die man auch in Deutschland erhält!  Nur die Auslegung in Taiwan ist anders. Zum Beispiel, schwere Dinge bedeuten, etwas wiegt mehr als ein Kilo. Gute Ernährung bedeutet, so viel essen wie möglich. Ich bin in Deutschland. Natürlich mache ich alles wie eine deutsche Frau. Ich mache was ich will, was mir gut tut und was ich für richtig halte.

Bei dem Namen für unseren Sohn hatten wir uns viel Mühe gegeben. Zuerst, ich kann nicht “R” aussprechen. Natürlich musste ich alle Namen mit dem Buchstaben R am Anfang ausschließen. Weil auch meine Familie in Taiwan den Name unseres Sohnes aussprechen will. Es gibt nicht viel Auswahl. Am Ende haben wir uns für “Kai” entschieden. In Taiwan geben die Eltern den Name des Kindes. Heutzutage aber sind die Regel gelockert. Die Eltern des Kindes wählen Namen die gut klingen.

Eine Entbindung in Taiwan ist großartig. In meinem Heimatland gibt es ein “Monatsbett”. Die Schwangeren gehen in ein ausgewähltes Pflegeheim nach der Entbindung. Dort bleiben die Frauen einen Monat lang. Dort kümmern sich Pflegerinnen um die Frauen und die Kinder. Es ist wie in einem Hotel mit vollem Service. Natürlich ist der Preis sehr hoch (ca. 70€ /Tag). In Deutschland musste ich mich gleich nach der Entbindung um meinen Sohn kümmern. Das Kinderbett stand in meinem Zimmer. Das war Taiwaninnen unmöglich.

Normalerweise müssen die Frauen in Taiwan nach dem Monatsbett wieder arbeiten. Aus diesem Grund müssen die Großeltern auf die Enkelkinder aufpassen oder die Kinder müssen zu einer Tagesmutter gegeben werden. In Taiwan können die Kinder ab dem zweiten Lebensjahr in einen Kindergarten gehen. Es gibt leider immer weniger Plätze als gebraucht werden. Meine Freunde in Taiwan beneiden mich wenn sie hören, dass ich ein ganzes Jahr Elternzeit haben kann. Das ist Gesetz. Auch bekomme ich für diese Zeit ein Elterngeld.  Dagegen beneide ich sie, weil sie leichter preiswerte Tagesmütter finden können.

Im ersten Jahr nach der Geburt meines Sohnes hat mein Mann mir viel geholfen. Er kümmerte sich um das Kind nach seiner Arbeit. Er half im Haushalt. Er nahm auch drei Monate Elternzeit. In Taiwan ist das ähnlich. Der Mann hilft viel zu Hause. Es ist nicht üblich und möglich, dass ein Mann Elternzeit nimmt. Die Arbeitsbedingungen sind anders als in Deutschland. Deshalb spielen die Großeltern und Tagesmütter eine wichtige Rolle in Kinderbetreuung.

Nach einem Jahr Elternzeit möchte ich wieder arbeiten. Wir haben eine Kita (Kindertagesstätte) für Kai gefunden. In der Kita können Kinder aufgenommen werden vom Babyalter bis zum vollendeten dritten Lebensjahr. Kai bleibt 30 Stunden pro Woche in der Kita. Ich arbeite 20 Stunden pro Woche. Ich bringe  meinen Sohn zur Kita in der Früh und hole ihn wieder ab nach der Arbeit. Wir möchten nicht, dass er zu lange in der Kindertagesstätte bleibt weil er gerade erst ein Jahr alt ist. Ich bin froh, dass ich flexibel arbeiten kann. Dadurch habe ich mehr Zeit für unseren Sohn. In Taiwan ist es schwierig für Eltern, eine Teilzeitarbeit zu bekommen. Manche Kinder bleiben bei den Großeltern unter der Woche. Die Eltern sehen ihre Kinder nur am Wochenende.

Kinder aufzuziehen ist in Taiwan schwerer als in Deutschland. Die Eltern  in Taiwan können so viele Kinder haben wie sie es wollen. Doch haben die meisten nur ein oder zwei Kinder. Die Eltern legen große Erwartungen in ihre Kinder, deshalb ist die Kindheit in Taiwan sehr stressig. Zum Beispiel; die Kinder lernen im Kindergarten in englischer Sprache die Buchstaben (des lateinischen Alphabetes).  In der ersten Klasse müssen die Kinder schon einen Tag in der Wochen bis 16 Uhr im Unterricht bleiben. Ab der dritten Klasse drei Tage. Ab der fünften Klasse haben sie an vielen Tagen in der Woche Ganztags-Unterricht. Zusätzlich bekommen die Kinder viele Hausaufgaben. Die Kinder haben wenig Zeit zum Spielen, auch schlafen sie zu wenig.

Ich bin sehr froh, dass mein Sohn in Deutschland geboren ist und seine Kindheit genießen kann.

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